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Thema Bluthochdruck: was neben Tabletten bei der Blutdrucksenkung hilft

In Deutschland ist nach einer Umfrage aus dem Jahr 2011 jeder Dritte von einer Bluthochdruck-erkrankung betroffen, bei über 60 Jährigen sogar bis zu 60%. Dabei lag der Anteil derer, bei denen unter (medikamentöser) Therapie die Werte als kontrolliert galten, bei 50-60%. Wenn der Arzt bei Ihnen hoch-normale Blutdruckwerte gemessen oder bereits die Diagnose Hypertonie gestellt hat, stellt sich nach entsprechender Diagnostik die Frage nach geeigneten Maßnahmen zur Blutdrucksenkung um langfristig das Risiko von Organschäden oder fatalen Ereignissen (Schlaganfall, Herzinfarkt, etc.) zu reduzieren. Der umgehende Beginn einer medikamentösen Therapie ist vor allem dann geboten, wenn Ihre Blutdruckwerte besonders hoch sind (>160/100mmHg) oder wenn bei nur gering erhöhten Blutdruckwerten weitere Risikofaktoren vorliegen (Diabetes, Rauchen, starkes Übergewicht, erhöhte Cholesterinwerte, etc.). Bestehen nur hoch-normale Blutdruckwerte oder eine geringgradige Hypertonie, so kommt zunächst nicht-medikamentösen Maßnahmen (Lebensstiländerung) eine wesentliche Rolle zu. Auch wenn bereits eine medikamentöse Therapie etabliert ist, sollte eine Lebensstiländerung nicht nur zum Zweck einer zusätzlichen Blutdrucksenkung angestrebt werden, sondern auch wegen einer positiven Beeinflussung der übrigen Risikofaktoren.

Folgende Maßnahmen habe einen nachweislich blutdrucksenkenden Effekt:

Reduzierte Salzaufnahme: Eine tägliche Salzzufuhr von 5-6g/d wird aktuell von WHO und Fachgesellschaften (ESC, ESH, Deutsche Gesellschaft für Ernährung) empfohlen. Das entspricht einem kleinen Teelöffel Salz. Laut einer aktuellen Studie (DGES) liegt die tatsächliche Aufnahme mit ca. 10g/d (Männer) und 8g/d (Frauen) deutlich darüber, nur 25% bleiben unter den empfohlenen Grenze. Durch die Verringerung der aktuellen Salzzufuhr auf die empfohlenen Werte (d.h., um 4-5g/d) könnte der Blutdruck um etwa 5/3mmHg gesenkt werden. Laut Bundesministerium für Ernährung und Lebensmittel kommt der überwiegende Teil der Salzaufnahme aus handwerklich oder industriell hergestellten Lebensmitteln und Speisen. Brot, Wurst und Käse machen dabei in Deutschland mehr als 50% aus. Es lohnt also sich auf den Nährwertangaben von vorverpackten Lebensmitteln über deren Salzgehalt zu informieren. Den Anteil vorgefertigter Lebensmittel in der eigenen Ernährung zu reduzieren und beim Kochen die zugegebene Salzmenge zwischen Daumen und Zeigefinger zu kontrollieren, wäre eine weitere effektive Maßnahme.

Alkohol: Für Hochdruckpatienten wird eine Beschränkung auf moderaten Alkoholkonsum empfohlen. Das entspricht einer durchschnittlichen täglichen Menge von 0,5l Bier oder 0,25Wein für Männer und in etwa die Hälfte für Frauen. Alkoholfreie Tage und Vermeiden von excessivem Trinken (binge drinking) ist anzuraten.

Rauchen abgewöhnen: Raucher haben höhere Blutdruckwerte als Nichtraucher. Allerdings ist die Beendigung des Rauchens nicht automatisch mit einer messbaren Blutdrucksenkung verbunden. Dennoch gilt das Absetzen des Tabakkonsums als die effektivste Einzelmaßnahme zur Verhinderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall, etc.).

Gewichtsreduktion: Übergewicht und Adipositas (BMI=body mass index >30kg/m²) gehen neben diversen anderen Begleiterkrankungen mit der Entwicklung von Bluthochdruck einher. Demgegenüber kann durch (langfristige) Gewichtsreduktion eine Senkung des Blutdrucks erreicht werden. So führte in einer großen amerikanischen Studie eine Gewichtsabnahme über ein halbes Jahr von 5kg zu einer Blutdrucksenkung von 4/4mmHg. Dieser Effekt ist ganz nebenbei flankiert von einer günstigen Beeinflussung des Stoffwechsels und somit einer Reduktion des kardiometabolischen Risikos. Ein optimaler BMI als Zielwert dieser Bemühungen ist allerdings bislang nicht definiert. Für gesunde Nicht-Hypertoniker < 60 Jahre gilt ein Wert von 20-25kg/m² als günstig mit einem Taillenumfang von <94cm (Männer) bzw. <80cm (Frauen).

Ernährung: Empfohlen wird für den Hypertoniker eine Nahrungszusammensetzung, die reich an Gemüse, Salat, Obst, fettarmen Milchprodukten, Fisch, Vollkornprodukten, ungesättigten Fettsäuren (z.B. Olivenöl) und eher arm an (rotem) Fleisch und gesättigten Fettsäuren ist. Dies entspricht weitgehend einer mediterranen Diät. Für diese Ernährungsform ist eine Verringerung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfallraten nachgewiesen worden. Für maßvollen Kaffee- und Teegenuss (grün, schwarz) gibt es keine Einschränkungen.

Körperliche Aktivität / Sport: Regelmäßiges Ausdauertraining in einem Umfang von 40-60min an mindestens 3 Tagen pro Woche bei moderater Intensität zeigte in Studien den stärksten blutdrucksenkenden Effekt (ca. 10/5mmHg) und wird deshalb zusätzlich zu allen bisher genannten Maßnahmen empfohlen. Auch ein moderates Krafttraining hat ähnliche Wirkung. Effektive Formen eines moderaten Ausdauertrainings sind schnelles Gehen (z.B. für untrainierte Ältere), Nordic Walking und Laufen/Joggen. Radfahren und Schwimmen mag von Vorteil sein für Patienten mit Einschränkungen des Bewegungsapparates (Knochen, Gelenke), oft wird dabei aber nicht eine für den blutdrucksenkenden Trainingseffekt ausreichende Steigerung der Herzfrequenz erreicht. Eine Möglichkeit, die Belastung zu steuern, ist die Bestimmung der individuellen Herzfrequenzreserve. Das ist die Differenz zwischen Ruhepuls und maximal erreichbarem Puls. Beim Untrainierten (Fortgeschrittenen)sollte beim Einstieg der Trainingspuls den Wert: Ruhepuls plus 60% (70%) der Herzfrequenzreserve nicht übersteigen (Karvonenformel). Liegt der Ruhepuls z.B. bei 70/min und der Maximalpuls bei 130/min, dann läge der Trainingspuls für den Einsteiger bei 106/min.

Dazu der Kardiologe Dr. Utz: Gerade bei älteren Hypertonikern oder wenn bereits Herz-Kreislauf-Erkrankungen bzw. Risikofaktoren vorliegen, sollte vor dem Einstieg ins Training die maximale Herzfrequenz (und auch der maximale Blutdruck) in einem Belastungs-EKG unter ärztlicher Aufsicht bestimmt werden. Und auch wenn der Einstieg ins Training gelungen ist, sollten im Alltag tägliche Phasen körperlicher Aktivität nicht vergessen werden (niemals den Aufzug benutzen, kurze Wege niemals mit dem Auto erledigen, bei sitzender Tätigkeit jede Stunde für 3min aufstehen, etc.). Um mit dem Training dann am Ball zu bleiben, sind oft fest Termine/Verabredungen in Sportvereinen oder Herzsportgruppen förderlich.